Montag, 29. Juni 2015

Der Weiher

Er liegt so still im Morgenlicht,
so friedlich, wie ein fromm Gewissen;
Wenn Weste seinen Spiegel küssen,
Des Ufers Blume fühlt es nicht:
Libellen zittern über ihn,
Blaugoldne Stäbchen und Karmin,
Und auf des Sonnenbildes Glanz
Die Wasserspine führt den Tanz;
Schwertlilienkranz am Ufer steht
Und horcht des Schilfes Schlummerliede;
Ein Lindes Säuseln kommt und geht,
Als flüstre es: Friede! Friede! Friede!

Annette von Droste-Hülshoff (1844)


Lichtbild: Link


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